Album der Woche #50-2022 – „A Floating City“ by Nautilus

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A Floating City

Zugegeben, ich habe meinen Jules Verne in meiner Jugend nur unvollständig studiert. Deshalb ist sein Werk „Eine schwimmende Stadt“ (1871) an mir vorbeigegangen. Darin hat Verne ausnahmsweise mal keine künftige technische Erfindung vorausgesehen, sondern nur eine Fahrt mit dem riesigen Schiff namens Great Eastern beschrieben und einige fiktive Ereignisse hinzugefügt.

Great Eastern war damals alleine schon durch die schiere Größe etwas Neues und Begeisterndes, als die meisten noch an rosige Zukunft durch technischen Fortschritt glaubten. Das Quartett Nautilus machte daraus – zumindest in den Songtexten – eher eine zeitgemäße Geschichte über das Ende von positiven Zukunftsträumen.

Würde man sich die Musik auf „A Floating City“ ohne Kenntnis der Texte anhören, könnte man trotzdem kaum eindeutig düstere Stimmungen ausmachen, als wären die Musiker insgeheim immer noch Optimisten mit einer Spur von Nachdenklichkeit und Melancholie. In „Moondance“ gibt es sogar tanzbare Rhythmen auf die Ohren. Tanz in den Untergang, vermutlich.

Als die wichtigsten Inspirationen gelten für Nautilus immer noch Pink Floyd, Mike Oldfield und Tangerine Dream. Dementsprechend treffen behäbiger Artrock, sphärische elektronische Musik und sanfte Spuren von Oldfield-Prog auf „A Floating City“ aufeinander. Das alles mitunter mit zartem Hauch einer entspannenden New Age-Session versehen. Hinzu kommt manchmal noch der stoische Sprechgesang, der (vermutlich) von Meiko Richert stammt und für mich etwas Naives vermittelt. Vielleicht weil er mit charmantem deutschem Akzent die englische Sprache verwendet. Nautilus sind durchaus zu eigenen stilistischen Kreationen fähig, wie zum Beispiel die Verschmelzung von Artrock und Elektronik in „Autumn Light“ beweist.

Am besten gefällt mir die CD, wenn rein elektronische Musik gemacht wird, wie in Teilen von „Last Signals on Endless Sea“, oder in „Departure“. Andererseits erreicht die Band mit ihrer eigenen, oben genannten Stilmischung doch mehr Musikfreunde.

Copyright: Siggy Zielinski (babyblaue-seiten.de)